„Wie soll denn das gehen? Da kann man doch keine Langstrecke fahren, der Hafen ist doch viel zu klein?“ „Doch geht schon … aber mit sieben Wenden, das gibt doch Chaos!“ So ähnlich waren die Kommentare, Anrufe und Gespräche, die ich im Vorfeld führen durfte. Aber ein häufiges „Wir freuen uns auf Schierstein“ war auch dabei und für uns ein echter Ansporn.
2010 waren es in Saarbrücken sieben Teams, 2011 in Oberhausen 16, 2012 in Rostock 21 und nun 34 Meldungen für Schierstein! „Kanu-Drachenboot, bei uns geht‘s immer vorwärts“, Ulrike Schreck, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, hatte mit dem Slogan des neuen Werbeplakates des DKV-Ressort Drachenboot den richtigen Ton getroffen!
Donnerstag 25.04.2013, 16:15 Uhr Bahnhof Schierstein: mit Dirk Riedel, Rennleiter und Vorsitzender des Sportausschusses, und Elke Ross, Kampfrichterobfrau, treffen die wichtigsten Protagonisten dieser Regatta ein. Die Einführung der elektronischen Pässe für die DKV Drachenbootsportler tritt in ihre entscheidende Phase. Alle Daten werden überprüft, fehlende oder falsche Datensätze werden angefordert oder korrigiert.
Freitag 26.04.2013, 8:00 Uhr: Das WVS Regattateam beginnt mit dem Aufbau der Regattastecke und erledigt alle sonstigen Vorbereitungen. Ab 17:00 Uhr werden die 13 vorhandenen Vereinsboote, die Leihboote und die Boote der Schiersteiner Teams verwogen. Alles ist gerichtet, der Samstag und die Sportler können kommen.
Samstag 27.04.2013, es regnet. Ab 8:00 Uhr treffen die Teams ein. Das Parkplatzproblem, das sicherlich alle Veranstalter haben, entschärft sich durch die großzügige Bereitstellung des normalerweise verschlossenen Parkplatzes der Firma Henkell & Co., Sekttrinker wissen, wer das ist. Die von unseren heimischen Fun-Teams aufgebauten und zur Verfügung gestellten Mannschaftszelte werden dankbar bezogen. 9:30 Uhr, die Kampfrichter erhalten auf dem Zielturm die notwendigen Einweisungen. 11:00 Uhr Team-Captain- und Steuerleute-Besprechung im Saal der Christophorus-Gemeinde, die uns kurzfristig ihren Saal, der dann auch alle 110 Personen aufnehmen konnte, zur Verfügung stellte. Ab 11:45 Uhr Teamkontrolle an vier Stegen, auch Dank an den Schwimm Club Wiesbaden, dessen Steg und WC-Anlagen wir nutzen durften. Premiere der neuen Scanner für die Passkontrolle. 28 Teams in ca. 30 Minuten, Premiere gelungen, Dank an Wolfgang Behn und Ronny Jurack, die dieses System zum Laufen brachten. 12:15 Uhr Startaufstellung für die 28 Teams des ersten Rennens über die 11 km. Vier Senior Herren, sechs Senior Mixed, fünf Master Mixed und 13 Breitensportteams stellen sich dem Starter. Mit ein wenig Hilfe vom Zielturm konnte das mit Spannung erwartete Rennen dann mit ein paar Minuten Verspätung im 20 Sekundentakt von der automatischen Startanlage auf den 2.500 Meter Rundkurs mit sieben Wenden geschickt werden.
Allen Prognosen zum Trotz sei schon vorweg gesagt: Bei allen Überholvorgängen und in den Wenden, bei denen die langsameren Teams auf Empfehlung des Organisationsleiters nach außen auswichen, klappte alles wie am Schnürchen. Es gab keine Bootsberührungen, keine Unfälle, die acht Kampfrichter, die das Geschehen vom Wasser und vom Land aus beobachteten, mussten nicht eingreifen.
Im Rennen der Senior Herren musste dem sachkundigen Publikum schon beim Start der „Thunder Dragons“ klar sein: hier brennt nichts an. Drachenboot-Zauberer Matthias Eschbach aus Bad Säckingen hat es wieder einmal geschafft - nach ihrem Sieg in Oberhausen 2011 – nun die zweite Deutsche Langstrecken Meisterschaft in der schnellsten Zeit des Tages von 45:38min für die Hochrheinpaddler einzufahren. Für das erstmals bei einer Langstrecken DM startende Team des Koblenzer RC Rhenania ist die Vizemeisterschaft ein großer Erfolg. Für die „Baltic Dragons“, eigentlich ein Masters-Team von den Kanufreunden Rostocker Greif und Ausrichter der DM 2012, war die Bronzemedaille ein schöner Erfolg und Lohn für die weite Anreise.
„All Sports Team Hannover“ oder „Neckardrachen“ lautete der Tipp der Fachleute im Rennen der Senior Mixed Teams. Als bereits vor der zweiten Wende nach 2.500 Metern das Team der „Neckardrachen“ die 20 Sekunden vorher gestarteten Hannoveraner ein- und überholte, war der Sieger des Rennens klar. Die „Neckardrachen I“ von Union Böckingen siegten mit 1:25min vor dem, sicherlich nach dem langen Winter noch mit Trainingsrückstand angetretenen, Team „All Sports Hannover“, die damit ihre Silbermedaille von Rostock bestätigten. Die Siebtplatzierten von Rostock 2012, die „Flying Turbos“ steigerten sich in diesem Jahr enorm und kamen mit ihrem stilistisch sauberen Paddelstil verdient auf den dritten Platz.
Im Rennen der Masters Mixed Teams mussten die Gastgeber „WVS-Rheingauner“, Sieger 2011 und 2012, gegen die „Neckardrachen“, die bei der Kurz- und Mittelstrecken DM 2012 in Hamburg meist siegten, antreten. Trotz der ungünstigen Witterung zum Jahresanfang hatten sich die Gastgeber gründlich vorbereitet. Mit ihrem bekannt langen Paddelschlag kamen die „Rheingauner“ gut ins Rennen und konnten ihren Vorsprung auf die 40 Sekunden später gestarteten „Neckardrachen“ kontinuierlich ausbauen und mit der fünftbesten Tageszeit die Ziellinie überqueren. Dies war nun der dritte Langstrecken Meistertitel für die Schiersteiner. Mit 28 Sekunden geschlagen, erreichten die „Neckardrachen“ verdient die Silbermedaille. Auf den dritten Platz kam das stark fahrende Team vom Kanu Club Völklingen.
In der, an der Teilnehmerzahl am stärksten wachsenden, Breitensportklasse - sechs Teilnehmer 2012, 13 Teams 2013 - war das Ergebnis nicht voraus zu ahnen. Aus Zielturmsicht fielen jedoch auch hier die drei platzieren Teams durch Geschwindigkeit und Paddelstil positiv auf. Aus der starken Saarländischen Kanuszene konnte sich das Team „Trewa X-Treme“ von der KC Undine Saarlouis hervorpaddeln und diese Bestenermittlung gewinnen. Nur mit elf Sekunden geschlagen erreichte das Kanu Team Berlin, die „Berlin Dragons“ die Silbermedaille. Dritte wurde das seit Jahren aktive Team „Blue Phoenix“ vom Hannoverschen Kanu Club.
Als zweite Premiere erlebten die Zuschauer erstmals den Start von Jugendteams bei einer Deutschen Langstreckenmeisterschaft. Das DKV Ressort Drachenboot hatte im Vorfeld in den Wettkampfbestimmungen die Streckenlänge für Jugendteams halbiert, so dass vier Jugendteams über die Strecke von 5,5 km gemeldet hatten. Leider mussten die „Water Arrows“ vom Kanu Club Witten wegen Krankheitsfällen am Freitag absagen. Mit der Startnummer 29 gingen die „Young Blue Dragons“ vom Drachenboot Club Borken auf die Strecke, 20 Sekunden später folgten die „WVS-Rheingauner Youngstars“ vom gastgebenden WV Schierstein, auch sehr aktive Regattahelfer. Wegen des Ausfalls der Wittener folgten mit 40 Sekunden Abstand die „Green Dragons Jugend“ vom einzigen süddeutschen Canadier-Verein, Kanu Gesellschaft Neckarau. Vielleicht ein wenig den Heimvorteil nutzend, konnten die Schiersteiner langsam den 20 Sekunden Vorsprung des befreundeten Teams aus Borken rausfahren und sie überholen. Spannend wurde es bei der Vergabe des zweiten Platzes, da Neckarau ein recht einsames Rennen fahren musste. Aber die Uhren im Zielturm sagten deutlich, Neckarau hat drei Sekunden Vorsprung und gewinnt die Silbermedaille. Die „Young Blue Dragons“ aus Borken gewinnen nach einem spannenden Rennen die Bronzemedaille und zusätzlich einen „virtuellen Fairnesspreis“. Vielen Dank an die Jugendteams und Eure Trainer und Betreuer, macht weiter so, wir hoffen auf Euch auch im nächsten Jahr!
Im Rennen der Fun-Teams starteten sieben lokale Mannschaften sowie zwei Teams der Pink Paddler, die auf die Bewegung „Paddeln gegen Brustkrebs“ aufmerksam machten.
Ich hoffe, allen Teams und Besuchern hat es in Schierstein gefallen. Vielleicht ist Euch aufgefallen: zum Wetter wurde gar nichts gesagt! Ihr wart sehr tapfer und habt uns als Ausrichter sehr viel Freude gemacht.
Hoffentlich werden wir uns alle am 5. April 2014 zur 5. Deutschen Drachenboot Langstrecken Meisterschaft in Mülheim an der Ruhr wieder sehen.
Die Ergebnisse stehen als Download bereit.
Autor: Günter Renschin, das WVS Regattateam und die WVS Rheingauner